Religion
Egal, welcher
Religion die Leute angehören - und dabei ist wichtig zu sagen, dass sie alle einer
Religion angehören - die Leute hier sind sehr fromm. "Gott ist groß"
schallt es in arabischer Sprache schon früh morgens durch die Wege des Dorfes,
was uns meistens aus unseren tiefen Träumen reisst.
Das Zentrum von Nalerigu: rechts die Moschee mit Minarett, hinten die Bushaltestelle |
Das
Freitagsgebet besuchen so viele Muslime, dass einige von ihnen unter den
Dächern der umliegenden Häuser Schatten suchen. Sie warten, nach
Osten gerichtet, auf die Durchsagen aus den Lautsprechern oben am
Minarett.
Einige von ihnen werden sogar vor der Kirche unter einen Baum oder einfach in die Sonne gestellt. Weil man von diesen Sitzen aus sonst nichts vom Gottesdienst sehen würde, wird der Gottesdienst innen von einem Kameramann aufgezeichnet und auf einen größeren Röhrenfernseher draußen übertragen. Lautsprecher gibt es draußen nicht, denn die Leute draußen hören das, was sich drinnen abspielt, problemlos durch die Lehmwände des Gotteshauses.
Nach
ungefähr eineinhalb Stunden von extrem lauten Gesängen, Gebeten, und einer kraftvollen
Predigt von Pastor Joseph hielten wir es in der Hitze drinnen nicht mehr aus.
Weil wir eh in der letzten Reihe sitzen, ich habe auch von dort aus den besten
Überblick, können wir den Gottesdienst unauffällig verlassen und uns in einem
benachbarten Laden Trinkwasser kaufen. Der Gottesdienst ist zu diesem Zeitpunkt
noch lange nicht vorbei, von draußen verfolgen wir ihn weiter. Weil der Strom
mal wieder ausgefallen, die heiratende Familie aber reich ist, brummt hinter
der Kirche ein Generator, der dafür sorgt, dass die vielen mit Girlanden
verzierten Ventilatoren des Gotteshauses, die Band, der Fernseher und natürlich
das Hauptmikrofon und die riesige Lautsprecher-Anlage, die ab und an schrille
Pfeiftöne abgibt, bestens mit Strom versorgt sind. Erst nach zweieinhalb Stunden
ist die Zeremonie beendet. Das ist keine Seltenheit, auch der normale
Sonntagsgottesdienst dauerte sowohl heute, als auch vor einer
Woche von 10 Uhr bis 12:30 Uhr.
Während in
der "Asseblies of God Church" mehr gesungen und getanzt wird, steht
in der "Prospetarian Church" die Predigt im Mittelpunkt. Als sie nach
einer Dreiviertelstunde beendet scheint, beginnt die Predigerin auf Mampruli
von vorn. Nach insgesamt mehr als einer Stunde ist die Predigt dann wirklich
beendet. Wenigstens ist es in der Kirche nicht so voll und auch die Lautstärke
ist erträglich, sodass wir den gesamten Gottesdienst in der einfachen Holzbank,
aus der einige Nägel gefährlich herausragen, ohne Lehne ausharren.
Die
Gottesdienste sind hier unvergleichlich zu denen in Deutschland. Einige Normen
sind sogar ins Gegenteil verkehrt: die Predigerin nimmt auch während der
Predigt ihren edlen Hut nicht ab, Gebete geben uns die Möglichkeit, sich
in der Sitzbank niederzulassen, denn während der Lieder erhebt sich die
Gemeinde zum Tanz. In den nächsten Wochen werden wir vermutlich weitere
Gottesdienste und Gebete auch von anderen Gemeinden besuchen, ich bin
schon sehr gespannt, was uns dort so erwartet.