Samstag, 27. Juli 2013

Arbeit in Nalerigu
Obwohl wir es nicht wollen, wird uns überall jegliche Arbeit abgenommen. In der Schule tragen uns die Schüler Stühle hinterher, mit Gewalt werden sie uns aus der Hand gerissen, wenn wir versuchen, einen der Stühle mit Lehne in ein Klassenzimmer zu tragen. Die Tafel ist mehr eine große flache Steinplatte und lässt sich kaum wischen. Dazu kommt noch, dass es in der Schule kein Wasser gibt, mühevoll müssen die Schüler die Tafel mit Lappen säubern. Am Marktplatz warten Arbeitstrupps nur darauf beschäftigt zu werden, ihr Lohn ist sehr gering. Die umgerechnet ungefähr 2 Euro Stundenlohn für harte körperliche Arbeit, die der Pastor ihnen gibt, nachdem sie eine Ladung Holz aus dem kleinen Lastwagen in den Hof laden, sind in meinen Augen unmenschlich. Der Pastor ist dabei, ein neues größeres Haus zu bauen, die Mauern stehen schon und die Bretter, Balken und Latten für den Dachstuhl sind nun auch geliefert. Ich kann nicht zusehen wie die jungen Arbeiter, einer scheint kaum älter als 15 zu sein, in ihren FlipFlops auf den Lastwagen klettern und ohne Handschuhe die teilweise schon morschen Balken vom verrosteten Kleinlaster werfen. Als ich wenigstens ein bisschen helfe, ich bin sehr vorsichtig, lachen sie. 
Die Familie des Pastors weist mich darauf hin, dass die Arbeiter einen festen Lohn bekommen, egal ob ich mithelfe oder nicht. Sie haben nicht verstanden, dass Geld für mich hier kaum eine Rolle spielt, und dass es  für mich um etwas anderes geht. Sie haben kein schlechtes Gewissen. Wenigstens symbolisch lädt mich ein Arbeiter nach der Entladung zum Essen ein. 
Als ich mich mit den Kindern des Pastors über Stockschläge gegen Schüler unterhalte, meinen sie, dass schon im Buch der Propheten davon die Rede sei, dass man Kinder schlägt. Für manche Kinder sei das gut, sie glauben nicht, dass es möglich ist, Kinder auch anders zu erziehen. Wenn wir nach der Prüfungszeit unsere ersten richtigen Unterrichtsstunden geben werden, wird das wohl eines unserer größten Probleme. Leichtere Strafen wie Strafarbeiten zeigen hier keine Wirkung, nachsitzen ist nicht realisierbar, denn die Schule geht sowieso schon den ganzen Tag lang. Mündliche Noten gibt es nicht, und eine 50 Schüler große 
Klasse im engen Klassenzimmer ohne die Androhung von Strafen ruhig zu halten wird eine Herkulesaufgabe. 
Als wir das Bett vom Schreiner ungefähr 300 Meter nach Hause tragen müssen, brauchen auch wir etwas Hilfe und stellen gegen ungefähr 1,50 Euro schnell einen Arbeiter ein. Nach dem Abendessen greifen unsere Gastschwestern immer so schnell nach unseren Tellern, dass wir kaum die Möglichkeit haben abzuräumen. Sie wollen uns auch nicht zeigen, wo das Spülmittel steht, ich werde versuchen, mit etwas Zeit die Möglichkeit zur Alltagsarbeit zu bekommen.