"Fußball"
in Ghana
Fußball ist
in Ghana noch unumstrittene Sportart Nummer 1 wie in Deutschland.
Umgangssprachlich wird hier gar nicht vom Fußballspiel, sondern nur vom
Ballspiel gesprochen. Trotzdem ist auch beim Fußball ein großer
Unterschied zwischen Ghana und Deutschland auszumachen. Ich bin in Deutschland
seit dem 6.Lebensjahr in einem Fußballverein aktiv gewesen. Ein Fußballverein
steht den Kindern in Nalerigu nicht zur Verfügung, Fußball ist hier in die
Schulen integriert. Jede Pause wird fleißig gekickt. Dafür hat jede Schule ein eigenes Fußballfeld.
Auch ich
habe mich eines Tages in der langen großen Pause versucht und dabei auf dem
kleinen Holperfeld meiner Miracle-Brain-Schule gar nicht so schlecht
abgeschnitten.
Der Platz befindet sich nicht nur in leichter Hanglage, er ist auch von ca. 50 cm hohen Bodenwellen durchzogen. Es ist also nicht einfach, hier zu spielen. Als mich Israel, der fußballbegeisterte Sohn des Pastors, spielen sah, wollte er mich mit in sein Training nehmen. Schnell wird im Dorf für umgerechnet nicht einmal 2,50 EUR ein Paar, hier übliche, robuste Vollplastik-Fußballschuhe gekauft. Andere Fußballschuhe, wie wir sie kennen, würden vom Sand der Fußballplätze sehr schnell kaputt geschliffen. Zum Glück findet das Training nicht auf dem Platz der Miracle-Brain-Schule, sondern auf dem einer anderen Schule statt. Dass hier dasselbe Wort "Training" benutzt wird wie in Deutschland finde ich etwas unpassend. Es gibt keinen Trainer und keine Trainingsgeräte wie die bei uns bekannten "Hütchen" oder "Leibchen". Zu Beginn werden zwei Mannschaften eingeteilt.
Der Platz befindet sich nicht nur in leichter Hanglage, er ist auch von ca. 50 cm hohen Bodenwellen durchzogen. Es ist also nicht einfach, hier zu spielen. Als mich Israel, der fußballbegeisterte Sohn des Pastors, spielen sah, wollte er mich mit in sein Training nehmen. Schnell wird im Dorf für umgerechnet nicht einmal 2,50 EUR ein Paar, hier übliche, robuste Vollplastik-Fußballschuhe gekauft. Andere Fußballschuhe, wie wir sie kennen, würden vom Sand der Fußballplätze sehr schnell kaputt geschliffen. Zum Glück findet das Training nicht auf dem Platz der Miracle-Brain-Schule, sondern auf dem einer anderen Schule statt. Dass hier dasselbe Wort "Training" benutzt wird wie in Deutschland finde ich etwas unpassend. Es gibt keinen Trainer und keine Trainingsgeräte wie die bei uns bekannten "Hütchen" oder "Leibchen". Zu Beginn werden zwei Mannschaften eingeteilt.
Eine
Mannschaft spielt, damit jeder seinen Mitspieler erkennt, mit nacktem
Oberkörper. Weil die Sonne auch abends um 17:30Uhr noch heftig
brennt, wechsle ich mit meiner hellen Haut lieber in die Mannschaft,
die mit T-Shirt spielt. Der Platz ist etwas größer, dafür aber nicht mit Gras
überzogen, sodass hier auf dem harten Boden, der mit einer dünnen Schicht Sand
und einigen kleinen Steinen überzogen ist, gespielt wird. In den Ecken des
Platzes, die hier nur selten zum Spielen benutzt werden, wächst etwas
ungemähtes Gras. Das Trainingsspiel ist mangels taktischer Grundlagen sehr
zerfahren. Der Ballbesitz wechselt schnell, beide Mannschaften versuchen mit
hohen weiten Bällen Gefahr zu erzeugen, die vor allem entsteht, wenn der Ball
unerwartet in eine der Senken des Platzes gerät, im Sand stecken bleibt, oder
vom Verteidiger nicht richtig kontrolliert werden kann. Glück spielt eine noch
wichtigere Rolle als in Deutschland. Im Training gelingt mir nach einem
flachen Pass meines Mitspielers, den der gegnerische Verteidiger nicht richtig
abfängt, ein Treffer. Meine Mitspieler grinsen: „Sominga scored“.
Zwei Tage
später findet ein Fußballspiel der Miracle-Brain gegen die Baptist School
statt, die besten Lehrer und Schüler der Schulen messen sich auf neutralem
Platz. Das event sorgt schon im Vorfeld für viel Gesprächsstoff, denn während
Israel, als Schüler der Miracle Brain School für unser Team aufläuft, spielt
sein großer Bruder Jeremiah, als Lehrer der Baptist School, für unsere Gegner.
Die Stimmung unter den rund 500 Schülern unserer Schule kocht schon, als wir
mit unseren ausgebleichten MIRACLE Trikots die Umkleidekabine, die
sonst Computerraum ist, verlassen. Kurzes ungeordnetes Aufwärmprogramm,
dann zieht die Schule los, um auf demselben großen Sandplatz zu
spielen, auf dem zwei Tage zuvor das Training stattfand. Vor soviel
Publikum habe ich auch in Deutschland selten gespielt, die Stimmung
ist erstaunlich fröhlich, obwohl das Spiel insgesamt wenig Ansehnliches bietet.
Viele Leute auch von außerhalb der beiden Schulen sehen zu. Ich werde wegen
meiner Hautfarbe sofort zum Gesprächsthema. Die Fangesänge sind für mich
eher unbekannnt. "Hallelujah" oder "Jesus" tönt es immer
wieder von den Schülern, die ihre Kirchenlieder anzustimmen scheinen. Ich
spiele heute mal rechtes Mittelfeld. Kurz nach dem Anstoß fällt mir zu meinem
Erstaunen auf, dass mein Gegenspieler barfuß spielt, also nicht einmal die für
mich so billigen Fußballschuhe hat. Aus Rücksicht greife ich ihn nur vorsichtig
an. Nach einigen Minuten kommt dann mein großer Moment. Nach einer
hohen Flanke rutscht der Ball meinem Mitspieler über den Schlappen und
gelangt mir zufällig einschussbereit vor den Fuß. Ein einigermaßen platzierter,
halbhoher Innenristschuss reicht, um den Ball an dem für deutsche
Verhältnisse kleinen Torhüter vorbei, durch die verrosteten Stahlrohre zu
schießen. Sominga scored - 1:0. Alles stürmt auf mich los um mich zu umarmen,
zunächst meine Mitspieler, dann auch die 500 Schüler. Es ist ein
unbeschreiblicher Moment. Doch Jeremiah und die Baptist School geben nicht so
schnell auf. "Now I have to score two goals" grinst er. Und in
der Tat, noch vor der Pause gelingen der Baptist School, der Ausgleichs- und
der Führungstreffer. Weil diese Schule bereits Ferien hat, sind nicht so viele
Schüler anwesend, sodass die Tore - anders als meines - nicht zu einem
Großereignis werden. In der Halbzeit suche ich, von der Sonne und dem sandigen
Untergrund bereits ziemlich entkräftet, Schatten unter einem der Bäume. Meinen
Mitspielern scheint es ähnlich zu gehen. Die zweite Halbzeit entwickelt sich
für uns mit fortlaufender Spielzeit zum Desaster. 3:1, 4:1, ein ausgesprochen
schöner Treffer, und am Ende schließlich 5:1. An der Kondition sollte noch gearbeitet
werden. Ich wurde leider etwas in Mitleidenschaft gezogen, denn die Schuhe und
der Ball haben keinerlei Polsterung, sodass meine Füße an den Ballen
schmerzen und an der Ferse etwas aufgerissen sind.
Das Spiel
hat aber trotz des schlechten Ergebnisses viel Spaß gemacht und lässt auf
weitere lustige bevorstehende Spiele gegen andere Schulen hoffen. Fußball in
Ghana hat zwar die gleichen Regeln, ist aber verglichen mit Deutschland, ein
ganz anderer Sport.