Samstag, 27. Juli 2013

Das Haus der Gastfamilie
Nalerigu ist ein armes Dorf, fließendes Wasser gibt es nur morgens und selbst dann hat es eigentlich keine Trinkwasserqualität. Die Leute hier sind aber daran gewöhnt es zu trinken, ich versuche das zu vermeiden, aber weil viele Mahlzeiten hier nicht richtig erhitzt, sondern nur leicht erwärmt werden, bleiben die Keime beim Mittagessen im Haus des Pastors wohl auch in unserem Essen.
Wer das Haus unserer Gastfamilie betritt ist zunächst sehr erstaunt. Auf den Böden sind überall Fliesen verlegt. Wer eintritt, muss zunächst seine Schuhe ausziehen. Das ist sehr unüblich hier, zumal viele Leute nur Schlappen oder FlipFlops besitzen, oder ihre Schuhe nur sonntags auspacken. 
Das Haus ist ganz neu und teilweise sehr modern ausgestattet, ab und an fehlen aber Gegenstände, die in Deutschland jeder besitzt, anfangs gab es keinen Spiegel, noch immer gibt es keine Messinstrumente (außer dem Geodreieck das ich aus Deutschland mitgebracht habe) und keinen Hammer. Dafür befindet auf dem Dach des Hauses ein großer Wasserspeicher, der das nachts fließende Wasser den ganzen Tag nutzbar macht. Wir haben eine Dusche, was hier eine echte Seltenheit ist. Warmes Wasser fehlt leider, es gibt verständlicherweise keine Heizung. Während große Teile des Dorfes auf dem Feuer kochen, steht in unserer Küche ein alter Gasherd. Jeder Raum, mit Ausnahme des Badezimmers, ist mit einem Ventilator ausgestattet. Gewaschen wird in unserem Haus mit einer Waschmaschine, die Gastmutter hat dafür nach eigener  Aussage monatelang gespart. Eine amerikanische Familie hat der Gastfamilie eine Popcorn Maschine geschenkt. Wenn wir uns ab und zu dem immer - außer bei Stromausfall - laufenden Röhrenfernseher zuwenden, machen wir uns Popcorn; allerdings nicht wie üblich mit Zucker, sondern mit Salz - mir schmeckt’s. Im Fernsehen laufen hier meistens amerikanische Kindersendungen, eigene afrikanische Kinderfilme scheint es nicht zu geben. Auch wenn wir umschalten, sehen wir meistens hellhäutige Schauspieler. Der Wohn-Essbereich ist neben einem großen Esstisch auch mit zwei Sofas, zwei Sesseln, einer Schrankwand, Bücherregalen und zahlreichen Fotos der Familie  ausgestattet. 
Alles wird hier für uns sehr komfortabel eingerichtet, für die geringe Miete erhalten wir Luxus. Für uns wurden extra teure Matratzen angeschafft, leider nur in der hier maximalen Länge 190 cm, und damit für mich leider etwas zu kurz. Daher haben Thomas und ich einen Schreiner mit der Anfertigung neuer Betten beauftragt. Bald wird neben der 190 cm langen Matratze eine zusätzliche 25 cm lange Matraze für besten Schlafkomfort sorgen. Ein Bett ist ein echter Luxusgegenstand. Weil viele Leute hier keins haben, sind sie es nicht gewohnt erhöht zu schlafen. Das ist ein echtes Problem für das Krankenhaus, denn die dort vorhandenen Betten werden, aus Angst man könnte herausfallen, teilweise nicht akzeptiert. Holz ist für hiesige Verhältnisse sehr teuer, denn es wird aus der südwestlichen Regenwaldregion um Kumasi herbeigeschafft. Der Schreiner verarbeitet es mit seinen primitiven Werkzeugen komplett von Hand. Er besitzt eine Handsäge (etwas größerer Fuchsschwanz), einen kleinen Anschlagwinkel, einen Hammer, einen Pinsel, ein Maßband, mit dem man sowohl in Metern als auch in Inch messen kann, einen Hobel und einen Schraubenzieher, den er allerdings nur als Hebel verwendet, denn Schrauben gibt es hier nicht. 
Als wir das Bett in Auftrag gegeben haben, wurden wir für unsere Ansprüche (215cm!!) belächelt. Gestern, nach 2 Tagen Arbeit, sollte das Bett eigentlich fertig sein. Doch leider befolgte der Schreiner die von uns mühsam mit Hilfe eines Besens und des Geodreiecks aufgenommenen Maßangaben nicht, sodass er das Bett heute noch einmal verbreitern muss. Mitleid habe ich nicht, denn ich denke der Preis, den wir bezahlt haben, war von vorn herein etwas höher als ortsüblich.