Donnerstag, 25. Juli 2013

Das BMC
Am südlichen Rand Nalerigus, gleich neben unserer Unterkunft befindet sich das Baptist Medical Center (BMC). Es ist das größte Krankenhaus der Region, allerdings völlig unvergleichlich mit jeglichen deutschen Krankenhäusern, denn Hausärzte oder Zahnärzte gibt es in der Northern Region natürlich nicht. Erst wer schwerwiegende Erkrankungen hat, nimmt die teilweise weite Reise ins BMC auf sich. Montag, Mittwoch und Freitag können sich neue Patienten anmelden, an anderen Tagen werden nur Notfälle aufgenommen, Krankenwagen oder Ähnliches gibt es nicht. Wer angekommen ist, bekommt nicht sofort einen der wenigen amerikanischen Ärzte zu Gesicht, nein, zu Hunderten müssen die Patienten auf dem Vorplatz des Krankenhauses warten. Willy, von dem ich in "die Reise" schon berichtet habe, hat sich bereiterklärt, uns mit amerikanischem Optimismus durch das Krankenhaus zu führen, sodass wir etwas Einblick in die für uns grauenhaften Räumlichkeiten bekommen. 

Die meisten Patienten werden natürlich ambulant behandelt, dazu stehen ein Wundversorgungsraum, eine kleine Apotheke, manchmal ein Zahnarzt und einige kleine Behandlungsräume zur Verfügung. Die meisten Patienten bekommen nach einem Bluttest Malariamedikamente mit. Schwerwiegende Malariafälle werden stationär in der Säuglings, Herren- oder Frauenstation behandelt. Es ist grauenvoll, sie leiden zu sehen. Die Räume sind heiß, von den Decken bröckelt der Putz, Ärzte können oft nicht viel mehr tun, als die üblichen Medikamente zu verabreichen und zu beten, dass die Patienten überleben. Viele sterben aber auch. In einem etwas abgetrennten Gebäude werden Patienten mit ansteckenden Krankheiten wie Tuberkulose behandelt, hier gehen wir aber besser nicht hin. Im Frauentrakt des Krankenhauses befindet sich eine große Säuglingsstation. Es gibt hier nicht nur viele Kinder, sondern natürlich auch viele schwangere Frauen. Erst wenn Komplikationen auftreten, werden Kinder hier im Krankenhaus zur Welt gebracht. Auch Geburten mit Kaiserschnitt sind hier möglich. Dann zeigt Willy auf einen weiteren Raum. Der VIP-Bereich, wie er witzelt: "Wenn ihr je krank werden würdet, müsstet ihr hier behandelt werden." Gerecht finde ich das nicht. 
Dann führt er uns in den großen Garten des Krankenhauses, die Ärzte haben in dem abgegrenzten Areal die wohl besten Wohnbedingungen des Dorfes: Fließend Wasser, großer Garten, schöne große Räume, die mit Gängen verbunden sind, nachts passt sogar ein Nachtwächter auf, dass keine Einbrecher in den mit Stacheldraht gesicherten Bereich eindringen können. Einbrüche sind keine Seltenheit in Nalerigu, Gastschwester Christie hat uns lächelnd erzählt, dass neulich ein gefasster Dieb in Nalerigu mit Benzin überschüttet und verbrannt wurde.