Mittwoch, 25. Juni 2014

WM: Ghana - Deutschland



Aufgrund von Internet-Problemen hat es leider 3 volle Tage gedauert, bis dieser Bericht hochgeladen werden konnte - sorry! Und bis die Bilder kommen, ist die WM vielleicht schon vorbei...

Schland gegen Black Stars

Zwei Welten prallen aufeinander und ich wusste nicht so richtig für wen ich sein sollte: das war mir schon Sekunden nach der Auslosung klar, die ich nach der harten Qualifikation Ghanas live gesehen habe. Um die bittere Niederlage Ghanas gegen die USA hingegen sehen zu können, musste ich wegen Stromausfalls mit meinem Freund Baba zu dessen Krankenpflegerkollegen ans Krankenhaus. Dort gibt es einen Generator, der das Fußballschauen in Kombination mit dem Bezahlfernsehen sehr angenehm macht. Hier bei uns zuhause läuft - wenn der Strom da ist - wackeliges terrestrisches Fernsehen, denn irgendeine Rechtsangelegenheit erlaubt es den Ghanaern nicht, die Weltmeisterschaft über qualitativ viel besseres Satellitenfernsehen zu sehen. Fußball schauen ist immer sehr spannend - und das nicht nur wegen der vielen Tore, sondern auch wegen der technischen Überraschungen.

Die Waisenkinder bekamen kürzlich zwei einfache robuste Holztische von einem Amerikaner gespendet. Als wir sie fragten, in welcher Farbe wir sie anstreichen sollten, kam natürlich die Antwort  "Ghana colours".  Der Nationalstolz der Leute auch außerhalb der WM ist für uns manchmal ein bisschen komisch, denn wir sind aus Deutschland anderes gewohnt. Seis drum! - die Tische in den ghanaischen Nationalfarben wurden pünktlich zur WM fertig gestrichen. Ansonsten jedoch ist - anders als vermutet - hier sehr wenig WM-Stimmung zu spüren. Wer jedoch zuschaut, unterstützt die Ghanaische Nationalmannschaft leidenschaftlich. Ich habe jedoch das Gefühl, dass nur eine Minderheit die Möglichkeit dazu hat.

Nach der Niederlage gegen die USA stand Ghana jedenfalls schon mit dem Rücken zur Wand und musste gegen die übermächtig wirkenden Deutschen einfach punkten. Im Ort sprachen mich viele Leute auf das Spiel an, und mussten selbst lachen, wenn sie ankündigten, dass Ghana gewinnen würde. Das Selbstbewusstsein war nun - nach der Niederlage - überschaubar. 

Wir schauten das Spiel zusammen mit unserer Familie und einigen hinzugekommenen fernsehlosen Freunden in einem relativ kleinen Kreis zunächst an unserem provisorisch aufgestelltem Fernseher. Nach der mehr oder weniger uninteressanten ersten Hälfte wechselten wir in das alte Wohnzimmer der Gastfamilie, wo wir uns besseren Empfang erhofften, aber enttäuscht wurden. Zum Spiel an sich will ich nicht viel sagen, nur dass ich den ghanaischen Führungstreffer nicht richtig sehen konnte, weil nach einem einminütigen Stromausfall auch die Antenne des Fernsehbetreibers wieder hochgefahren werden musste. Als das Bild zurückkehrte und nun Gewissheit darüber herrschte, dass Ghana auf dem Weg zu einem kleinen Wunder war, herrschte natürlich eine ausgelassene Jubelstimmung. Leider nicht sehr lange…

Die Leute waren im Gegensatz zu Löw auch mit dem Unentschieden noch relativ zufrieden. Viele Tore und ein schönes umkämpftes spannendes Spiel - so hatte ich es mir gewünscht. Und das Unentschieden war für mich ganz ok, denn bis heute weiß ich nicht so genau, welche Mannschaft ich mehr unterstützen sollte. 

Im Falle eines Sieges der Portugiesen heute Nacht (24Uhr deutscher Zeit) hat auch Ghana noch gute Chancen auf ein Weiterkommen. Und falls Ghana ausscheiden sollte, unterstützen die Leute eben eine andere afrikanische Mannschaft. Es bleibt spannend.