Samstag, 27. Juli 2013

Arbeit in Nalerigu
Obwohl wir es nicht wollen, wird uns überall jegliche Arbeit abgenommen. In der Schule tragen uns die Schüler Stühle hinterher, mit Gewalt werden sie uns aus der Hand gerissen, wenn wir versuchen, einen der Stühle mit Lehne in ein Klassenzimmer zu tragen. Die Tafel ist mehr eine große flache Steinplatte und lässt sich kaum wischen. Dazu kommt noch, dass es in der Schule kein Wasser gibt, mühevoll müssen die Schüler die Tafel mit Lappen säubern. Am Marktplatz warten Arbeitstrupps nur darauf beschäftigt zu werden, ihr Lohn ist sehr gering. Die umgerechnet ungefähr 2 Euro Stundenlohn für harte körperliche Arbeit, die der Pastor ihnen gibt, nachdem sie eine Ladung Holz aus dem kleinen Lastwagen in den Hof laden, sind in meinen Augen unmenschlich. Der Pastor ist dabei, ein neues größeres Haus zu bauen, die Mauern stehen schon und die Bretter, Balken und Latten für den Dachstuhl sind nun auch geliefert. Ich kann nicht zusehen wie die jungen Arbeiter, einer scheint kaum älter als 15 zu sein, in ihren FlipFlops auf den Lastwagen klettern und ohne Handschuhe die teilweise schon morschen Balken vom verrosteten Kleinlaster werfen. Als ich wenigstens ein bisschen helfe, ich bin sehr vorsichtig, lachen sie. 
Die Familie des Pastors weist mich darauf hin, dass die Arbeiter einen festen Lohn bekommen, egal ob ich mithelfe oder nicht. Sie haben nicht verstanden, dass Geld für mich hier kaum eine Rolle spielt, und dass es  für mich um etwas anderes geht. Sie haben kein schlechtes Gewissen. Wenigstens symbolisch lädt mich ein Arbeiter nach der Entladung zum Essen ein. 
Als ich mich mit den Kindern des Pastors über Stockschläge gegen Schüler unterhalte, meinen sie, dass schon im Buch der Propheten davon die Rede sei, dass man Kinder schlägt. Für manche Kinder sei das gut, sie glauben nicht, dass es möglich ist, Kinder auch anders zu erziehen. Wenn wir nach der Prüfungszeit unsere ersten richtigen Unterrichtsstunden geben werden, wird das wohl eines unserer größten Probleme. Leichtere Strafen wie Strafarbeiten zeigen hier keine Wirkung, nachsitzen ist nicht realisierbar, denn die Schule geht sowieso schon den ganzen Tag lang. Mündliche Noten gibt es nicht, und eine 50 Schüler große 
Klasse im engen Klassenzimmer ohne die Androhung von Strafen ruhig zu halten wird eine Herkulesaufgabe. 
Als wir das Bett vom Schreiner ungefähr 300 Meter nach Hause tragen müssen, brauchen auch wir etwas Hilfe und stellen gegen ungefähr 1,50 Euro schnell einen Arbeiter ein. Nach dem Abendessen greifen unsere Gastschwestern immer so schnell nach unseren Tellern, dass wir kaum die Möglichkeit haben abzuräumen. Sie wollen uns auch nicht zeigen, wo das Spülmittel steht, ich werde versuchen, mit etwas Zeit die Möglichkeit zur Alltagsarbeit zu bekommen.
Das Haus der Gastfamilie
Nalerigu ist ein armes Dorf, fließendes Wasser gibt es nur morgens und selbst dann hat es eigentlich keine Trinkwasserqualität. Die Leute hier sind aber daran gewöhnt es zu trinken, ich versuche das zu vermeiden, aber weil viele Mahlzeiten hier nicht richtig erhitzt, sondern nur leicht erwärmt werden, bleiben die Keime beim Mittagessen im Haus des Pastors wohl auch in unserem Essen.
Wer das Haus unserer Gastfamilie betritt ist zunächst sehr erstaunt. Auf den Böden sind überall Fliesen verlegt. Wer eintritt, muss zunächst seine Schuhe ausziehen. Das ist sehr unüblich hier, zumal viele Leute nur Schlappen oder FlipFlops besitzen, oder ihre Schuhe nur sonntags auspacken. 
Das Haus ist ganz neu und teilweise sehr modern ausgestattet, ab und an fehlen aber Gegenstände, die in Deutschland jeder besitzt, anfangs gab es keinen Spiegel, noch immer gibt es keine Messinstrumente (außer dem Geodreieck das ich aus Deutschland mitgebracht habe) und keinen Hammer. Dafür befindet auf dem Dach des Hauses ein großer Wasserspeicher, der das nachts fließende Wasser den ganzen Tag nutzbar macht. Wir haben eine Dusche, was hier eine echte Seltenheit ist. Warmes Wasser fehlt leider, es gibt verständlicherweise keine Heizung. Während große Teile des Dorfes auf dem Feuer kochen, steht in unserer Küche ein alter Gasherd. Jeder Raum, mit Ausnahme des Badezimmers, ist mit einem Ventilator ausgestattet. Gewaschen wird in unserem Haus mit einer Waschmaschine, die Gastmutter hat dafür nach eigener  Aussage monatelang gespart. Eine amerikanische Familie hat der Gastfamilie eine Popcorn Maschine geschenkt. Wenn wir uns ab und zu dem immer - außer bei Stromausfall - laufenden Röhrenfernseher zuwenden, machen wir uns Popcorn; allerdings nicht wie üblich mit Zucker, sondern mit Salz - mir schmeckt’s. Im Fernsehen laufen hier meistens amerikanische Kindersendungen, eigene afrikanische Kinderfilme scheint es nicht zu geben. Auch wenn wir umschalten, sehen wir meistens hellhäutige Schauspieler. Der Wohn-Essbereich ist neben einem großen Esstisch auch mit zwei Sofas, zwei Sesseln, einer Schrankwand, Bücherregalen und zahlreichen Fotos der Familie  ausgestattet. 
Alles wird hier für uns sehr komfortabel eingerichtet, für die geringe Miete erhalten wir Luxus. Für uns wurden extra teure Matratzen angeschafft, leider nur in der hier maximalen Länge 190 cm, und damit für mich leider etwas zu kurz. Daher haben Thomas und ich einen Schreiner mit der Anfertigung neuer Betten beauftragt. Bald wird neben der 190 cm langen Matratze eine zusätzliche 25 cm lange Matraze für besten Schlafkomfort sorgen. Ein Bett ist ein echter Luxusgegenstand. Weil viele Leute hier keins haben, sind sie es nicht gewohnt erhöht zu schlafen. Das ist ein echtes Problem für das Krankenhaus, denn die dort vorhandenen Betten werden, aus Angst man könnte herausfallen, teilweise nicht akzeptiert. Holz ist für hiesige Verhältnisse sehr teuer, denn es wird aus der südwestlichen Regenwaldregion um Kumasi herbeigeschafft. Der Schreiner verarbeitet es mit seinen primitiven Werkzeugen komplett von Hand. Er besitzt eine Handsäge (etwas größerer Fuchsschwanz), einen kleinen Anschlagwinkel, einen Hammer, einen Pinsel, ein Maßband, mit dem man sowohl in Metern als auch in Inch messen kann, einen Hobel und einen Schraubenzieher, den er allerdings nur als Hebel verwendet, denn Schrauben gibt es hier nicht. 
Als wir das Bett in Auftrag gegeben haben, wurden wir für unsere Ansprüche (215cm!!) belächelt. Gestern, nach 2 Tagen Arbeit, sollte das Bett eigentlich fertig sein. Doch leider befolgte der Schreiner die von uns mühsam mit Hilfe eines Besens und des Geodreiecks aufgenommenen Maßangaben nicht, sodass er das Bett heute noch einmal verbreitern muss. Mitleid habe ich nicht, denn ich denke der Preis, den wir bezahlt haben, war von vorn herein etwas höher als ortsüblich.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Liebe Blogleser, leider hatte ich in der ersten Woche keinen Internetzugang. Zum Glück ist das mittlerweile anders, sodass ich euch ab und an schreiben kann. Das Internet hier ist aber noch immer nicht wie in Deutschland, viele Nachrichten wie zum Beispiel in Facebook erreichen mich nicht oder müssen leider unbeantwortet bleiben.
Das BMC
Am südlichen Rand Nalerigus, gleich neben unserer Unterkunft befindet sich das Baptist Medical Center (BMC). Es ist das größte Krankenhaus der Region, allerdings völlig unvergleichlich mit jeglichen deutschen Krankenhäusern, denn Hausärzte oder Zahnärzte gibt es in der Northern Region natürlich nicht. Erst wer schwerwiegende Erkrankungen hat, nimmt die teilweise weite Reise ins BMC auf sich. Montag, Mittwoch und Freitag können sich neue Patienten anmelden, an anderen Tagen werden nur Notfälle aufgenommen, Krankenwagen oder Ähnliches gibt es nicht. Wer angekommen ist, bekommt nicht sofort einen der wenigen amerikanischen Ärzte zu Gesicht, nein, zu Hunderten müssen die Patienten auf dem Vorplatz des Krankenhauses warten. Willy, von dem ich in "die Reise" schon berichtet habe, hat sich bereiterklärt, uns mit amerikanischem Optimismus durch das Krankenhaus zu führen, sodass wir etwas Einblick in die für uns grauenhaften Räumlichkeiten bekommen. 

Die meisten Patienten werden natürlich ambulant behandelt, dazu stehen ein Wundversorgungsraum, eine kleine Apotheke, manchmal ein Zahnarzt und einige kleine Behandlungsräume zur Verfügung. Die meisten Patienten bekommen nach einem Bluttest Malariamedikamente mit. Schwerwiegende Malariafälle werden stationär in der Säuglings, Herren- oder Frauenstation behandelt. Es ist grauenvoll, sie leiden zu sehen. Die Räume sind heiß, von den Decken bröckelt der Putz, Ärzte können oft nicht viel mehr tun, als die üblichen Medikamente zu verabreichen und zu beten, dass die Patienten überleben. Viele sterben aber auch. In einem etwas abgetrennten Gebäude werden Patienten mit ansteckenden Krankheiten wie Tuberkulose behandelt, hier gehen wir aber besser nicht hin. Im Frauentrakt des Krankenhauses befindet sich eine große Säuglingsstation. Es gibt hier nicht nur viele Kinder, sondern natürlich auch viele schwangere Frauen. Erst wenn Komplikationen auftreten, werden Kinder hier im Krankenhaus zur Welt gebracht. Auch Geburten mit Kaiserschnitt sind hier möglich. Dann zeigt Willy auf einen weiteren Raum. Der VIP-Bereich, wie er witzelt: "Wenn ihr je krank werden würdet, müsstet ihr hier behandelt werden." Gerecht finde ich das nicht. 
Dann führt er uns in den großen Garten des Krankenhauses, die Ärzte haben in dem abgegrenzten Areal die wohl besten Wohnbedingungen des Dorfes: Fließend Wasser, großer Garten, schöne große Räume, die mit Gängen verbunden sind, nachts passt sogar ein Nachtwächter auf, dass keine Einbrecher in den mit Stacheldraht gesicherten Bereich eindringen können. Einbrüche sind keine Seltenheit in Nalerigu, Gastschwester Christie hat uns lächelnd erzählt, dass neulich ein gefasster Dieb in Nalerigu mit Benzin überschüttet und verbrannt wurde.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Kinder / erster Tag



Liebe Blogleser, leider 
musste ich euch mangels Internetverbindung eine Woche auf die ersten Berichte warten lassen. Sorry!

Die Kinder
Auf dem Weg zur Arbeit, egal ob in der Schule oder bei der Kirche, begegnen uns an jeder Wegecke Kinder.
Die allermeisten von ihnen sind allein, es gibt niemanden, der sich um sie kümmert. Wenn wir vorbeigehen rufen sie "Sominga how are you?", "Sominga, sominga sominga!!" oder "Sominga hello".
"Sominga" ist eines der ersten Wörter die ich in der lokalen Sprache (Mamprule) verstehe, es bedeutet "weiß".
Einige sind mutiger, rennen auf uns zu, wollen uns berühren, geben uns die Hand, begleiten uns ein Stück auf unserem 20 minütigen Fußweg quer durchs Dorf.
normaler Weg (Straße) in Nalerigu
Wir sind mittlerweile schon bekannt hier, wenn wir uns mit Einheimischen unterhalten, sagen sie immer, dass sie uns schonmal auf dem Weg zur Arbeit beobachtet haben.

In der Schule scheint die Anzahl an Kindern, die es in Nalerigu gibt, deutlich zu werden: eng sitzen sie in den heißen Schulbänken der kleinen Klassenzimmer.
Immer ungefär 50 Schüler bilden eine Klasse in unserer "miracle brain"-Privatschule. Der Schulleiter beteuert, es sei eine der besten Schulen hier. Die monatliche Gebühr  beträgt umgerechnet, je nach Alter, zwischen drei und vier Euro. Die Schüler wirken in ihren blau- weißen Schuluniformen sehr diszipliniert.
Betreten wir ein Klasssenzimmer, stehen alle Schüler augenblicklich auf und beginnen ihre einstudierte Willkommenszeremonie: "Good morning Sir", "Good morning, how are you", "we are fine Sir thank you", "you can sit down", "thank you Sir". Wir blicken in angespannte Gesichter, man hat das Gefühl die Kinder sind stolz, dass sie mit uns Unterricht machen dürfen.
Jeder Schüler besitzt ein liniertes Heft (wobei die meisten von ihnen zerfleddert aus den gelben kleinen Rucksäckchen gezogen werden),  einen Bleistift mit Radiergummi auf der Rückseite, eine alte Rasierklinge zum Spitzen und Schneiden, und ein Mathematik-Aufgabenheft. Der Lehrer hat eine große Tafel, an die er mit weißer Kreide schreibt.

Die Schule besitzt einen Computerraum mit fünf funktionstüchtigen Computern für die 700 Schüler. Es mangelt an Software, also wird der Umgang mit den einfachen Microsoft Programmen geübt, heute wird zunächst an der Tafel die "Paint toolbox" auswendig gelernt.
Schließlich bekommt die erste Schülergruppe mit 10 Schülern Zugang zum Computerraum. Die restlichen ca 40 Schüler bleiben völlig unbeaufsichtigt zurück.
Ein Mädchen wirkte im Unterricht etwas müde, der Schulleiter befahl ihm, den Rest der Stunde mit erhobenen Händen im Klassenzimmer zu stehen. Wer eine schlechte Antwort gibt, muss ebenfalls bis zur nächsten richtig beantworteten Frage stehen.
Als wir durch die Lehmgebäude der Schule geführt werden, scheinen wir bei einer Klasse in einem unpassenden  Moment eingetreten zu sein. Der Lehrer hält einen dünnen Stock in seiner Hand. Eine Gruppe von Schülern hat sich bereits im vorderen Teil des Klassenzimmers aufgestellt. Wir können nur vermuten, was sich hier abspielt, wenn wir das Klassenzimmer wieder verlassen.
Die ärmsten Kinder des Dorfes bekommen Mittagessen bei unserem Mentor, Pastor Joseph. Wir begeben uns in sein Wohnzimmer, es läuft emmanuel tv. Hier wird täglich von Wunderheilungen, Dämonenaustreibungen und sonstigen wichtigen religiösen Ereignissen erzählt.
Neulich sei man in Russland bei einer Grabung auf Schreie gestoßen. Tief unter der Erde Russlands, versichert uns der Pastor glaubhaft, befindet sich die Hölle!
Die Familie und der Pastor haben uns sehr gut aufgenommen und sind unsere Freunde geworden. Wann immer wir ein Problem haben, helfen sie uns gerne.
Dann kommen auch die Kinder aus der Schule, um mit ihren ungewaschenen Händen eine Mahlzeit einzunehmen. Fast alle von ihnen husten, die Nase von einigen läuft, die Beine sind aufgeschlagen, die Schuluniformen geflickt. Gesund sehen sie nicht aus, wenigstens haben sie sich schon etwas an uns gewöhnt, so dass wir nicht mehr ganz fremd für sie sind.

Unser erster Tag
Wir sind zwar noch müde, doch nach 8 Uhr wird es unerträglich heiß und wir stehen auf. Wir bekommen ein ausgiebiges Frühstück mit "Schneckleskuchen", Erdnussbutter und Nutella, und Thomas isst auch noch eine Schale Kornflakes (extra für uns in Tamale gekauft) mit Milchpulver und Wasser. Danach machen wir uns auf den 20 minütigen Fußweg zur Kirche und zum Feeding-Center, die Familie des Pastors empfängt uns wieder sehr herzlich. Wir verfolgen im Fernsehen Ereignisse in Accra, die Opposition zieht gegen die Wahlen vor Gericht, es wurden mehr Stimmen abgegeben als es Einwohner gibt. Politiker beschwören die Bevölkerung, unabhängig von der Gerichtsentscheidung friedlich zu bleiben. Ein ehemaliger Präsident spricht.
Wir unterhalten uns über dies und das, nebenbei fällt der Satz "oh it will rain". Zum Glück ist Thomas geistesgegenwärtig und denkt an die am Morgen offen gelassenen Fenster unseres Zimmers. Emmanuel fährt ihn schnell mit dem Motorrad hin, und die beiden kehren klatschnass zurück. Aber es ist immer noch warm, so dass die Kleidung schnell trocknet.
Kurz vor dem Wolkenbruch kommen die Kinder aus der Schule,
es wird bei starkem Wind Fußball gespielt, der Sand und die herumliegenden Plastiktüten werden aufgewirbelt. Eine Müllabfuhr gibt es nicht, alles wird nachts vor der Haustüre verbrannt, daher auch der Gestank letzte Nacht. Weil unsere Gastschwestern versehentlich eine geschlossene Flasche verbrannt haben, wurden wir letzte Nacht (durch eine kleine Expolsion) geweckt.
Köchin Mary mit den Kindern
Die Kinder bekommen während dem Regen unter einem schmalen Vordach von Köchin Mary etwas zu essen; wir trauen uns nicht, den Brei, der aus verschiedenen Früchten besteht und über dem Feuer gekocht und mit etwas Fisch gewürzt ist, zu essen. Wir bekommen "europäisches" Essen, Reis mit Soße. Wir essen mit einem Löffel und  nicht mit den ungewaschenen Fingern wie die Kinder hier. Waschmöglichkeiten gibt es nämlich auch nicht so richtig.

Nach dem Essen wird gespielt: Elfmeterturnier, alle wollen sehen was "Greg" kann, nach jedem zweiten Elfmeter fordern sie mich auf, erneut zu schießen. Ich bin gezwungen die weißen Klamotten und die Halbschuhe dreckig zu machen. Nachdem ich den Ball einige Male zwischen den Sandalen hindurch am Torhüter vorbei durch das halbe Dorf in die nächste Pfütze geschossen habe, wende ich mich den Kindern zu, die vergeblich versuchen einen Baum hinaufzuklettern.
eins nach dem anderen wird zuerst hinauf und danach wieder herunter gehoben, Thomas, der am Arm verletzt ist, muss sich bei diesen Spielen zurückhalten. Nachmittags wird im Vodafoneshop, einem ca. 1m² großen Holzkiosk, eine SIM-Karte gekauft: dazu leisten wir uns das maximal aufladbare Guthaben von 5 Cedi, umgerechnet 2Euro.

Die Reise
Nach zwei Besuchen am Bahnschalter habe ich es geschafft, das richtige Ticket nach Stuttgart zu bekommen. Ein Glück, denn ich werde kontrolliert! In Stuttgart angekommen, schleppe ich meine schweren Taschen (12 und 15kg) zum mit Thomas vereinbarten Treffpunkt bei Gleis 14. Thomas fährt mich zusammen mit seinen Eltern sicher nach Frankfurt, wir sind 3 Stunden zu früh und müssen ewig warten. Unser etwas spezielles Ticket, macht uns keine Probleme. Wenig später sitzen wir im Flugzeug Richtung Accra, allerdings nicht nebeneinander sondern hintereinander.
Wir bekommen ein Einreise- und ein Zollformular. Ich gerate ins Schwitzen, als ich auf der Rückseite des Zollformulares lese, dass die Einfuhr verschreibungspflichtiger Medikamente nur mit Rezept erlaubt ist. Als ich nach 7 angenehmen Stunden im Flugzeug aus der Boeing 737  steige, schwitze ich noch mehr, denn es in Accra ist es feuchtheiß.
Selbst der Mexikaner, der auf dem Weg zu einer Klimakonferenz im Flugzeug neben mir gesessen hatte, schwitzt, bei angeblich nur 26°C.
Im Flughafen bekommen wir, obwohl wir nichts unversucht lassen, nur einen Stempel, der erlaubt, 2 Monate in Ghana zu bleiben.
Als wir ratlos unseren Taxifahrer suchend im Flughafengebäude stehen, kommt uns ein sehr netter Guard zu Hilfe, der uns sagt, dass der Taxifahrer draußen auf uns warten muss.
Schnell schleust er uns - dem Zollbeamten zuzwinkernd - nach draußen. Taxifahrer Johnny lacht, als er uns schwitzen sieht.
Er und die anderen Leute hier finden es überhaupt nicht heiß, alle tragen lange Hosen gegen die "Kälte".
Im Guesthouse erwartet uns Linda, eine amerikanische Freiwillige, sie verkauft uns die Flugtickets nach Tamale, empfiehlt uns, die Fenster zu öffnen und hält ein Moskitonetz für unnötig. Draußen schreit ein Baby, und als nach einem Stich noch ein Fliegengeräusch zu hören ist, wecke ich Thomas und wir sprühen uns mit "Nobite" Insektenschutz ein, der die Mücken abhalten soll.
Der Wecker klingelt um 4Uhr, denn der Flug geht schon um 7 Uhr. Zum Glück ist Donnerstag, denn an allen anderen Wochentagen wird Tamale schon um 6 Uhr angeflogen. Ich nutze nach einer kalten Dusche die gute Internetverbindung aus Accra und rufe mit Skype zu Hause an. Hinter mir huscht Willy vorbei, er ist Amerikaner und soll heute "Medizinzeug" wie er sagt, zu seiner Frau ins BMC Baptist Medical Center nach Nalerigu bringen. Willy kennt sich aus im kleinen einstöckigen Flughafen in Accra, und während Thomas sogar sein Shampoo aus dem Handgepäck nehmen muss, geht er mit einer Trinkflasche außen an seinem Rucksack durch die Kontrolle. "Welcome to Africa" lächelt er, als wir ihn darauf hinweisen. Der Metalldetektor piepst nicht einmal, als ich mit meinem Gürtel mit Stahlschnalle durchgehe, wahrscheinlich ein fake.
In der kleinen Propellermaschine gibt es keine Atemmasken, die man bei Druckverlust aufsetzen könnte. Trotzdem landen wir sicher auf dem für die afrikanische Fußballmeisterschaft 2008 renovierten Flughafen Tamale.
Emanuel ein Sohn unseres Mentors Joseph und sein kleiner Bruder James erwarten uns schon. Ein Glück,  dass Willy von einem Fahrer abgeholt wird, so dass uns die lange Busfahrt nach Nalerigu erspart bleibt und wir schon gegen Mittag in unserer neuen Heimat eintreffen.
Auf dem Weg bekommt man einen ersten Eindruck von der Situation hier: die Straße teilen sich Radler, Fußgänger, Eselkarren, uralte Lastwagen und rasende Autos, die in Deutschland alle wohl schon verschrottet worden wären. Auch unser Auto, ein Toyota Pickup, fügt sich gut in das Bild ein: es hat eine gesprungene Windschutzscheibe, eine notdürftig mit einem Gummi reparierte Gangschaltung, und der Drehzahlmesser weigert sich auszuschlagen. Nach dem zweiten Startversuch fährt der Wagen. Wir überqueren zahlreiche speziell angefertigte "Hubbel" die uns auf der Straße immer wieder zum Abbremsen zwingen.
Die Politzei hat Straßensperren errichtet kontrolliert aber nur, dass die Autos verkehrssicher sind: Blinker links, Blinker rechts, Hupe, fertig.
Unser Wagen ist - verglichen mit den anderen - noch neu und wird daher nicht angehalten.
Die Familie des Pastors empfängt uns sehr herzlich und bekocht uns mit dem Lieblingsgericht unserer Betruererin Stephanie: Spaghetti mit scharfer Soße und etwas Fisch. Alle sind sehr gastfreundlich. Wir sind nach der kurzen Nacht müde und beschließen, uns von Emmanuel
und Jeremiah, einem weiteren Sohn des Pastors, mit dem Motorrad "heim" bringen zu lassen. Die beiden finden den Weg nicht und fragen an einer anderen Tür.
Auch hier werden wir sehr herzlich empfangen. Die Familie mit Mutter Baby, Vater Joseph, den Töchtern Bernice und Kate und Sohn Ephrahim, ist sehr nett.
Später wollen wir zurück zur Familie des Pastors und packen einen google-Maps Ausdruck aus, um uns den richtigen Weg zeigen zu lassen. Jetzt offenbart sich, dass hier niemand eine Karte lesen kann. Nur grob wird uns beschrieben wo sich die "Assembly of God Church" befindet.
Nach 20 min und zahlreichen Handschlägen auf der Straße "hello, hello, hello" erreichen wir, ohne dass wir wirklich suchen müssen, die Kirche.
Emamuel, Christie und Jeremiah sind zunächst erstaunt, dass wir den Weg gefunden haben, und lachen, als wir die Karte vorzeigen. Von Google-maps haben sie noch nie etwas gehört.
Nach sehr freundlichen Gesprächen kehren wir abends zurück, bekommen noch ein warmes Essen, Spaghetti mit HackFISCHsoße.
Die Mahlzeit muss allerdings im Halbdunkeln eingenommen werden, der Strom fällt heute schon zum zweiten mal aus.
Zwei Haken und eine Schraube in die Decke, und wir können gemütlich unterm Moskitonetz einschlafen. Ruhig ist es aber wieder nicht, vor unserem Fenster im Garten der Familie kräht ein Hahn, plötzlich ist eine Explosion zu hören, und weil es dann stinkt, müssen wir die Fenster schließen. Wir sind aber müde genug um ein erstes mal in Nalerigu einzuschlafen.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Bin in Accra

uuuf, bin da, endlich geschafft, es hat geklappt! Totmuede gehe ich im Baptist Guesthouse hier in Accra ins Bett, ausfuerlicher Bericht spaeter.

Dienstag, 9. Juli 2013

Nach einer kurzen Vorbereitung mit den netten anderen evivo-Freiwilligen, die nach Equador, Panama, oder Peru reisen werden, etwas Stress mit dem Visum, zahlreichen Impfungen, einigen Diskussionen über Malariaprophylaxe und vielen  Einkäufen, werden ich und Thomas, ein anderer Freiwilliger, der mich das gesamte Jahr begleiten wird, am 17. Juli ca. 6 Stunden nach Accra, in die Hauptstadt Ghanas fliegen, um von dort aus einen Tag später einen Inlandsflug nach Tamale zu nehmen. Hier erwartet uns eine spannende 4 stündige Busfahrt. Hoffentlich klappt alles!